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die josephsgeschichte

theoretischer teil der facharbeit 
text: thomas irtel  

(für diese homepage gekürzt von e. gloner)
 
 

ZUM THEMA:

Die Auswahl des Textes... (...für meine facharbeit, die die umsetzung eines literarischen texts voraussetzte... anm. der red) erwies sich als recht langwierig, da ich mich zuerst nur auf die Textgattung der Märchen beschränkte. Nach der Lektüre einiger Märchen erschienen mir diese allerdings, trotz meist vorhandenem Lehrcharakter, oft zu lapidar (...). Für mein Tonrelief wollte ich aber (...) einen bedeutenderen, tiefgründigeren Text wählen. So schwenkte ich von der Gattung der Märchen auf die der Sagen, Legenden und religiösen Schriften um. 
Hierbei sympathisierte ich anfangs z.B. mit Dantes Inferno aber auch mit griechischen Sagen. Die endgültige Entscheidung viel allerdings relativ schnell auf die Josefgeschichte der Bibel (Bibel, 1.Mose 37 – 46). Diese Entscheidung fiel weniger aus der Einsicht, dass die Geschichte künstlerisch besonders gut darzustellen sei, als vielmehr aus dem Wunsch heraus diese Geschichte, die mich schon als Kind fasziniert hatte, darstellen zu wollen. 
Die Geschichte mit all den Höhen und Tiefen, die Josef im Laufe seines Lebens durchmacht, zeigt nach meiner Meinung wie keine zweite, dass man, wenn man stets an Gott glaubt und auf ihn vertraut, aus jeder misslichen Lage wieder herauskommt, ja sogar, dass die missliche Lage notwendig war um dem folgenden Schönen den Weg zu ebnen. Diese Geschichte schien mir also eine wirklich sinnvolle und wichtige Aussage zu enthalten...
 
 
 

ZUR GESTALTUNG UND  ZUM INHALT DER EINZELNEN PLATTEN:

PLATTE 1

Josef... ist der erste Sohn Jakobs, den ihm seine Lieblingsfrau Rahel gebar, die bis dahin, von Gott so gewollt, unfruchtbar gewesen war. So kommt es auch, dass Jakob, obwohl Josef der zweitjüngste Sohn ist, und von da her keine außergewöhnliche Stellung einnehmen würde, ihn „lieber als alle seine Söhne hatte“ (Lutherbibel Standardausgabe, Stuttgart 1985, 1.Mose, 37.3). Diese Vorzugsstellung galt es für mich als erstes darzustellen. 
So wird die Stelle an der Josef den wunderschönen, „bunten Rock“ (1.Mose,37. 3) bekommt zu meinem ersten Bild. Josefs Brüder stehen dabei tuschelnd im Hintergrund, was ihren Argwohn schon verdeutlicht. Benjamin allerdings, der jüngste Bruder Josefs, der noch ein Kind ist, spielt (...unbeteiligt...) etwas abseits mit einem alten Wagenrad. Das Bild an sich ist zentral aufgebaut. Vor dem großen Zelt im Hintergrund stehen ziemlich mittig und im Vordergrund Jakob und Josef. Es findet gerade die Schenkung des Mantels statt. Dieses Geschehen wird also durch die Größe der Personen sowie ihre zentrale Position im Gesamtbild hervorgehoben. Die anderen im Bild gezeigten Personen sind alle weiter im Hintergrund und damit auch kleiner, wobei bei den drei Brüdern, die symbolisch für alle anderen dargestellt sind, durch ihre Mimik trotzdem eine Verbindung zu dem zentralen Geschehen hergestellt wird. Anders bei Benjamin, der überhaupt keinen Bezug zu seiner Umwelt aufnimmt.
 

PLATTE 2

Von dieser, wie oben erwähnt, hohen Stellung aus folgt für Josef nun ein Abstieg. 
Den eigentlichen Wendepunkt dazu, wie auch für seinen späteren Aufstieg, stellen Träume dar. Hier sind es noch seine eigenen Träume, später werden es die anderer Leute sein, die er deutet. Die beiden eigenen Träume bilden die nächste wichtige Szene.
In diesem Bild liegt Josef schlafend am unteren Bildrand und über ihm, freischwebend in der Luft, befinden sich die Bilder seiner Träume. Freischwebend deshalb, um das Irreale an der Szene zu unterstreichen und begreiflich zu machen, dass es sich um Träume handelt. Der Aufbau des Bildes ist annähernd achsensymmetrisch. Auf beiden Seiten des Bildes befindet sich ein Baum. Beide Bäume zusammen rahmen das Bild ein und geben ihm notwendigen Halt. Sie fangen die beiden freischwebenden „Traumkreise“ ein und stabilisieren so das Bild. Die Anordnung der Traumelemente in Kreisen soll zeigen, dass die beiden Träume jeweils eine geschlossene Einheit bilden. Die Symmetrie selbst hat letztendlich den Zweck darauf hinweisen, dass die Träume absolut gleichbedeutend sind. Sie wird eigentlich nur durch Josef gestört, der auch der Grund für die unterschiedlichen Größen der Kreise ist. Dies hebt ihn zusätzlich hervor. 
 

PLATTE 3

Den ersten eigentlichen Tiefpunkt, der durch seine Träume, die den Neid der Brüder weiter angeschürt haben, mit vorbereitet wurde, erreicht Josef, als er von seinen Brüdern als Sklave an eine Karawane von Ismaelitern verkauft wird, die nach Ägypten unterwegs ist. 
Dies ist eine sehr ereignisreiche Szene und das Bild muss daher auch viele verschiedene Elemente enthalten. In diesem Bild werden also eigentlich drei kleine Einzelszenen verarbeitet. Erkennbar wird dies auch an den drei Personengruppen, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen und sich auch in der Geschichte nicht zeitgleich ereignen.  Die chronologisch gesehen erste Szene zeigt Josef  wie er geknebelt und fast nackt auf einem Wagen der Karawane sitzt. Einer seiner Brüder erhält derweil Geld von einem etwas orientalisch aussehenden Karawanenhändler. Die zweite Szene zeigt einige seiner anderen Brüder, die währenddessen vor dem Loch stehen in das sie Josef zuerst hineingeworfen und dann wieder herausgezogen hatten. Hier fällt auf, dass die dort stehenden Brüder keinen sehr euphorischen Eindruck machen, was ihren inneren Zweifel an der  Tat (...) zeigen soll. Besonders auffällig ist, dass einer, nämlich Ruben (hat fast eine Glatze), der sich zuvor als einziger gegen diese Tat ausgesprochen hatte, sogar getröstet werden muss, was seine Aversion gegen diese Tat nochmals verdeutlichen soll. Die letzte kleine Szene zeigt Juda (lange Haare), der gerade zusammen mit einem zweiten Bruder Josefs Rock in das Blut eines Ziegenbocks tränkt, um dem Vater später erzählen zu können, dass Josef tot sei.
 
 

PLATTE 4
 

Die nächste Platte stellt das retardierende Moment der Geschichte dar (...). (Ich denke, dass ich diesen Begriff aus der Dramenlehre hier auch verwenden darf, da der ganze Aufbau der Geschichte mit dem hohen Ausgangspunkt und dem tiefen Fall, der dann doch noch kurz unterbrochen wird, aber trotzdem im Gefängnis endet, sowie die offensichtliche Vorherbestimmtheit, stark an ein Drama erinnern, zumindest was die erste Hälfte der Geschichte betrifft.) Dieses kommt dadurch zustande, dass Josef, obwohl er als Sklave eigentlich schon ziemlich tief gefallen ist, von seinem Herrn, einem reichen ägyptischen Mann, hochgeschätzt wird und auch bald die Führung und den Vorstand in dessen Haus bekommt, da er mit Gottes Hilfe alles richtig macht und ihm alles gut gelingt. Dargestellt wird dieses äußerst gute Verhältnis zwischen den beiden durch das freundliche Arm-in-Arm-gehen in das herrschaftliche Anwesen. Das natürlich trotzdem vorhandene wahre Verhältnis (Sklave – Herr) wird hier durch den, im dritten Bild schon gesehenen, orientalisch aussehenden Geschäftsmann angedeutet, der gerade mit einem Beutel Geld spielend vom Haus weggeht. Gleichzeitig soll dieses Bild durch die junge Frau des Herrn, die auf dem Balkon steht und alles äußerst interessiert beobachtet, schon eine Vorausdeutung auf das Ende dieser eigentlich glücklichen Beziehung geben.
 
 

PLATTE 5
 

Dieses Ende wird nun im nächsten, im fünften Bild gezeigt und bildet eine weitere Station auf Josefs „Abstieg“, der nun, nach dem kurzen „Höhenflug“ wieder fortgesetzt wird. Josef wird, fast nackt, von ägyptischen Soldaten abgeführt, wobei zu beachten ist, dass er früher schon einmal fast nackt war, und zwar, als ihn seine Brüder verkauften. So darf man die Nacktheit Josefs wohl als ein Symbol für die Schmach und die Ungerechtigkeit und als eine Verstärkung der Demütigung und des Leids bewerten. Dieses Ereignis wird von der schönen Frau, die Josefs Rock in einer Hand hält und ihm mit der anderen Hand anklagend nachzeigt, und ihrem Mann, Josefs Herrn, beobachtet. Das dazwischen liegende Geschehen, nämlich die versuchte Verführung Josefs durch die Frau seines Herrn, müsste für den aufmerksamen Betrachter auf alle Fälle erahnbar und für einen Betrachter, der die Geschichte kennt, auch gut nachvollziehbar dargestellt sein.
 
 

PLATTE 6
 

Das nun folgende Bild zeigt Josef an seinem Tiefpunkt, alleine im Gefängnis. Dieses Bild ist äußerst nüchtern aufgebaut, und wirkt durch die starke Leere sehr kalt und befremdend. Josef selbst verliert sich schon fast in dem großen, kahlen Raum, der durch die Andeutung von Perspektive auch wirklich ein Gefühl von Geschlossenheit und Gefangenheit vermittelt. Einen stark aufwühlenden Gegensatz zu dieser gerade beschriebenen Klarheit bildet das Stroh, das durch seine chaotische Anordnung in Verbindung mit dem sonst so klaren Bild- und Raumaufbau eben diesen krassen Gegensatz schafft, der das gewollte Unbehagen noch stark steigert. Zur Steigerung des Unbehagens trägt auch die perspektivisch nicht ganz stimmige Tür bei, da auch sie unbewusst ein befremdendes Gefühl hervorruft. 
 

Zum Wechsel der Leserichtung

Nach dieser Szene vollzieht sich ein Wendepunkt in Josefs Leben und auch in der Leserichtung des Reliefs, welche ich nun genau erklären werde. Die Leserichtung bis jetzt folgte dem Abstieg, den  Josef durchlebt. So ist die erste und zweite Bildreihe von oben nach unten zu lesen, wobei der Sprung von Bild drei auf Bild vier das retardierende Moment (siehe auch   Seite 7), den kurzen Aufstieg, vom zu verkaufenden Sklaven zum obersten und hochgeschätzten Hausdiener, darstellt. Im Bild sechs endet der Blick des Betrachters so auch im absoluten Tiefpunkt. Die nächsten beiden Bilder sind rein chronologisch gesehen von oben nach unten zu lesen und stellen die Träume dar, die Josef einmal dem Mundschenk und dem Bäcker und ein anderes Mal dem Pharao deutet. Allerdings sollen sie mehr als das zentrale Element, als der Dreh- und Angelpunkt des Reliefs und nicht als weiteres einfaches Vorantreiben der Handlung angesehen werden, da sie den Wendepunkt in Josefs Leben darstellen, der hier wieder, wie oben schon erwähnt, durch Träume vollzogen wird. Darum sind diese beiden Einzelplatten auch größer und stehen in der Mitte des Reliefs. Von hier ab ändert sich jetzt auch die Leserichtung und läuft nicht mehr von oben nach unten sondern nur noch von unten nach oben, was die stetige Besserung in Josefs Leben darstellen soll.
 
 

PLATTE 7
 

Auf der Platte sieben, also der ersten der beiden größeren „Traumplatten“ steht Josef selbst am unteren Bildrand in der Mitte. Von oben fährt ein Strahl vom Himmel herab, der zeigen soll, dass Josef sein Können von Gott bezieht, und der zusätzlich die Achsensymmetrie verdeutlicht. Diese wird hier wieder angewandt um keinen der beiden Träume hervorzuheben und um ihren stark symmetrischen Aufbau, der im starken Gegensatz zum sehr unterschiedlichen Inhalt steht, hervorzuheben. Ein weiterer Grund warum ich sehr häufig auf die Achsensymmetrie zurückgriff ist, dass sie stark an Bilder des Mittelalters erinnert, die, wie auch mein Relief, oft religiöse Thematiken beinhalten.  Die weiteren Bildelemente lassen sich nun wieder in drei Gruppen aufteilen. Die erste zeigt das reale Geschehen: Der Mundschenk und der Bäcker sitzen in den unteren gegenüberliegenden Ecken, wobei wie oben schon erwähnt der Inhalt, die Aussage sehr verschieden ist. So drückt der Bäcker mit seiner Haltung starke Verzweiflung aus, während der Mundschenk vielmehr eine dankende, erlöste Körperhaltung einnimmt. Die nächste Gruppe am oberen Bildrand zeigt wieder zwei gegensätzliche Geschehnisse. Zum einen Raben, die das Brot aus den Körben des Bäckers klauen und zum anderen einen Weinstock mit drei Reben, die vom Mundschenk ausgedrückt werden. Die eine Seite also negativ, die andere positiv. Dies setzt sich in der dritten Gruppe, in der die Deutungen Josefs dargestellt werden, fort. Links hängt der Bäcker an einem Strick, während rechts der Mundschenk wieder seinem Dienst nachgeht. Dieser nun sehr ausführlich dargestellte inhaltliche Gegensatz baut also mit der gleichstellenden Verbindung durch die Achsensymmetrie eine starke Spannung auf. Zu erwähnen bleibt noch, dass auch in dieser „Traumplatte“ die einzelnen Traumbilder wieder frei in der Luft schweben. 
 
 
 

PLATTE 8
 

Platte acht unterscheidet sich im Aufbau stark von der Platte sieben. Sie lehnt sich an den Aufbau eines ägyptischen Reliefs an. Dabei werden die einzelnen Bildelemente übereinander parallel geschichtet. Dieser Aufbau stört auch das ursprüngliche Konzept der „Traumplatten“ nicht, da auch hier wieder das reale Geschehen am Boden abläuft (Josef kniet vor dem Pharao nieder) und die Träume frei in der „Luft“ platziert werden können. Zusätzlich ist diese Platte auch noch achsensymmetrisch. Abschließend bleibt für die beiden Traumplatten zu sagen, dass ihr stark strukturierter Aufbau ein Gefühl von Ordnung, Übersicht und damit auch von Kontrolle entstehen lässt. So sollen sie erkennbar machen, dass Josef mit Gottes Hilfe die Übersicht und die Kontrolle behält und genau weiß, was er tut und sagt. 
Die folgenden Szenen, vorausgesetzt man würde das Ziel verfolgen die Geschichte auf dem Relief so akribisch genau wie möglich zu erzählen, wären nicht mehr gut geeignet ein interessant gestaltetes Relief zu erschaffen, da vieles immer wieder gleiche oder zu mindestens ähnliche Szenen wären. Um also nicht immer wieder ähnliche „Wanderszenen“ der Brüder Josefs darstellen zu müssen und auch um die Symmetrie im Gesamtaufbau beizubehalten, musste ich mich vorwiegend auf die Geschehnisse zwischen den Wanderungen und auf die wichtigsten Ergebnisse konzentrieren. Dem aufmerksamen Betrachter dürfte es aber trotzdem, schon allein, wenn er die Anzahl der Josefbrüder immer beachtet, nicht schwer fallen zu verstehen, wo im Verlauf der Geschichte er sich gerade befindet. Und auch alle nicht-aufmerksamen Betrachter haben mehr davon, wenn das Relief abwechslungsreicher und interessanter wirkt und man die Handlung trotzdem noch relativ gut nachvollziehen kann, als wenn immer wieder fast die selben Bilder zwar die Handlung genauer erzählen, dafür aber eine starke Monotonie entstehen lassen und noch dazu den Gesamtaufbau des Reliefs, der für das Verständnis der Geschichte auch von großer Bedeutung ist, erheblich stören, ihn sogar zerstören würden.
 
 
 

PLATTE 9
 

So zeigt auch die nächste Platte nicht die eigentlich nächste wichtigere Szene allein (die Erhöhung Josefs), sondern ist vielmehr eine Zusammenfassung aus dieser und den darauf folgenden Geschehnissen. So spaziert Josef, der zu diesem Zeitpunkt schon vom Pharao zum zweitwichtigsten Mann in ganz Ägypten erhoben worden ist, mit diesem zu einem von ihm angelegten Getreidebunker. Der Pharao trägt dabei seine Reichsinsignien und Josef selbst ein schönes Gewand (Umhang). Neben ihnen geht auch Josefs Frau, die auf seine beiden Kinder aufpasst. 
Bei dieser Platte traten zum ersten Mal leichte perspektivische Schwierigkeiten auf, da ich versuchte zwei verschiedene Mittel um räumlichen Eindruck zu erreichen miteinander zu kombinieren. Zum einen das Herausheben der Gegenstände/Personen, was für ein Relief üblich ist und zum anderen den Einsatz von Parallelperspektive. Leichte Fehler und Ungenauigkeiten, die sich hierbei und auch in anderen Platten eingeschlichen haben sind zwar nicht unbedingt beabsichtigt, aber sehr wohl akzeptiert, da sie dem Ausdruck der Platten nur dienlich sind.
Der oben erwähnte Aufstieg ist von diesem Punkt an nun weniger ein gesellschaftlicher, als vielmehr einer, der sich in Josefs Herzen durch die Zusammenführung seiner Familie vollzieht. Dieser läuft von nun an stetig weiter und gipfelt in dem Wiedersehen mit seinem Vater, worauf ich beim letzten Bild nochmals zurückkommen werde. 
 
 

PLATTE 10
 

Im nächsten Bild beginnt diese Zusammenführung langsam, aber nicht nur die, sondern auch ein Test an seinen Brüdern, der teilweise auch einer kleinen Rache ähnelt, sowie die Erfüllung seiner Träume. Hier sind also zum ersten Mal alle seine Brüder, bis auf Benjamin, seinen jüngsten, auf Knien vor ihm versammelt. Josef selbst sitzt auf einer Art Thron am oberen Ende einer Treppe und betrachtet seine Brüder, gibt sich diesen aber nicht zu erkennen, sondern spricht durch einen Dolmetscher, der neben ihm steht, zu ihnen. Einer seiner Brüder, Simeon, wird währenddessen schon von Soldaten aufgezogen, die schon einen Strick in der Hand halten um ihn zu binden. Das Bild ist auch hier wieder in drei Gruppen geteilt, die durch die zwei Säulen getrennt werden. Dadurch soll zum einen die wahre Trennung verdeutlicht und zum anderen das Gefühl vermittelt werden, das Josefs Brüder, umgeben von Josefs Leuten, zwischen den Säulen gefangen sind, was wiederum eine Andeutung auf die drei Tage dauernde, zuvor stattgefundene Gefangenschaft ist. Auch die Enge mit der sie zusammenstehen unterstützt diesen Eindruck. Zudem symbolisiert die Eingeschlossenheit zwischen den Säulen auch, dass es von Josefs Willen abhängt, ob die Brüder freigelassen werden oder nicht, was an Simeon gezeigt wird. 
 
 

PLATTE 11
 

Die nächste Platte überspringt wieder einen Reiseteil und setzt bei dem gemeinsamen Mal wieder an. Hier sitzen neben Josef jetzt elf Brüder, was bedeutet, dass Simeon bei der erneuten Ankunft der Brüder frei gelassen wurde und, dass Benjamin dieses Mal dabei ist. Irgendwo unter den Stühlen oder am Körper der anderen neun befinden sich nun auch zwei Beutel mit Geld, von denen sie einen in ihrem Kornsack während der ersten Rückreise gefunden hatten. Ob dies ein Test Josefs war, oder ob er seinen Brüdern einfach kein Geld abnehmen wollte weiß man nicht. Auf alle Fälle zeigt das Wiedermitnehmen des ersten Geldbeutels  Josef, dass seine Brüder anständig und gut handeln. Bei diesem Bild drängte sich der klassische Bildaufbau des letzten Abendmahls geradezu auf. Dieser brachte aber erhebliche Schwierigkeiten mit sich, da hier wieder das Problem der Kombination zweier raumerschaffender Mittel auftrat. Dies machte die Platte zur aufwendigsten und schwierigsten. So musste z.B. Josef, der an einem Kopfende der Tafel steht, mit dem Oberkörper sehr viel weiter aus der Platte ragen als mit den Beinen. So oder so ähnlich setzten sich dann die perspektivischen Probleme fort. 
 
 

PLATTE 12
 
 

Das zwölfte Bild ist das einzige, auf dem man eine Reise erkennt. Auf ihm werden die Brüder gerade von Josefs Diener gestellt, der etwas erhoben auf einem Pferd sitzt. Auch hier entschied ich mich wieder dafür nur einige der Brüder symbolisch für alle darzustellen. Gezeigt wird in diesem Bild genau der Moment in dem ein Soldat Josefs Silberbecher aus Benjamins Sack zieht. Benjamin selbst, der in etwa in der Mitte des Bildes steht, weist die Anschuldigungen mit den Händen zurück, während Ruben und Juda von rechts heranstürmen um ihn zu verteidigen. 
 
 

PLATTE 13
 

Auf der nächsten Platte gibt sich Josef seinen Brüdern zu erkennen. Hier sieht man ihn und Benjamin, wie sie sich vor dem Thron Josefs umarmen. Auf der halben Höhe der Treppe befindet sich, noch halb kniend, Juda, der sich eben noch für Benjamin geopfert hätte und die Lage noch nicht ganz überblickt. Die anderen neun Brüder befinden sich noch teils kniend, teils stehend und teils schon jubelnd am unteren Ende der Treppe. Der Aufbau ist ansonsten angelehnt an Bild zehn, wobei hier keine Drei-, sondern eine Zweiteilung vollzogen wird. Benjamin befindet sich nun allerdings schon auf der Seite Josefs, er ist frei. Juda durchbricht die Trennung schon beinahe durch sein aufopferndes Verhalten; er geht schon fast an der Säule vorbei. 
 
 
 

PLATTE 14
 

Im 14. und letzten Bild ist Josef am Höhepunkt seines Aufstiegs angekommen (Das Bild liegt rechts oben). Er liegt sich, unter den Augen einiger Familienmitglieder, mit seinem inzwischen etwa 130-jährigen Vater in den Armen und weint. Auch hier wurden die Reiseszenen der Brüder und dem Rest der Familie wieder ausgespart, da diese für die Handlung der Geschichte weniger wichtig sind. Die Szene findet unter freiem Himmel satt, da Josef seiner Familie entgegen geritten kam. Dies vermittelt auch dem Betrachter ein Gefühl von Befreitheit. Die Stadt , die im Hintergrund des Bildes erscheint, symbolisiert die neue Heimat Josefs und seiner Familie. Zur weiteren Komposition ist noch ein wichtiger Punkt zu nennen. Hier wurde auf einen zentralen Bildaufbau verzichtet. Der Schwerpunkt des Bildes liegt aber aus zwei Gründen trotzdem auf Jakob und Josef. Erstens blicken alle umstehenden Personen auf die beiden und zweitens bilden die Köpfe, wenn man von der Frau ganz rechts absieht, ein Dreieck, dessen Spitze genau über Jakob und Josef liegt (...).
 
 
 
 

ZUR TECHNISCHEN REALISATION:

Um das Risiko durch das Brennen möglichst gering zu halten investierte ich viel Zeit und Energie (...).  
Trotzdem ereignete sich sozusagen der „Supergau“ (...).
 
 

Die Suche nach einem neuen Konzept

Ich führte, nachdem ich alle Überreste meiner Platten zuhause hatte, zuerst eine Bestandsaufnahme durch. Dazu sortierte ich die Scherben, ordnete somit meine Platten, und betrachtete meine Photos der ganzen Platten. Dabei fiel mir auf, dass mir zwei Photos fehlten, das der 11. und das der 12. Platte. Meiner Vermutung zu Folge gingen diese beim Versuch wieder Speicherplatz auf meiner Digitalkamera und dem damit verbundenen Übertragen auf den Computer, sowie dem anschließenden Löschen der Bilder auf der Kamera, verloren. Somit stand ich jetzt vor dem Problem, trotz zehn kaputter Platten und zwei fehlender Photos, eine ansprechende Präsentation meiner Arbeit zu schaffen. Nach langem Überlegen und einigen Gesprächen mit meinem Lehrer entschied ich mich dafür mein ursprüngliches Präsentationskonzept beizubehalten. Dieses sah vor einen Holzrahmen, der einzelne Kassetten für jede Platte hätte, anzufertigen und die Platten dort einzukleben. Da mir nun allerdings einige Platten fehlten, musste ich diese irgendwie ersetzen. Ich entschloss mich die beiden Platten von denen mir ein Photo fehlte und eine weitere, die nicht sehr stark beschädigt war, zu rekonstruieren und in Gips zu gießen und die anderen sieben durch Photos zu ersetzen.

Der erste Schritt war es „Hasengitter“ in all den Kästen des inzwischen fertiggestellten Holzrahmens zu montieren, in denen später Gips die Scherben der zu rekonstruierenden Platten halten sollte. Dies war notwendig um zu gewährleisten, dass der Gips im Rahmen genügend  Halt findet. 
Als nächstes begann ich, so weit es möglich war, die Scherben der drei wiederherzustellenden Platten zusammen zu kleben. Da die so entstandenen Plattenstücke allerdings auf Grund des unterschiedlichen Zerspringens auch unterschiedlich hoch waren, musste ich mir etwas überlegen um deren Oberseiten auf gleiche Höhe zu bringen. Damit sollte verhindert werden, dass der sich gleichmäßig verteilende Gips ein Plattenstück verdecken würde. Dazu schraubte ich schließlich verschiedenlange Schrauben verschiedentief in die dafür vorgesehenen Kassetten  um die jeweils erforderlichen Auflagehöhen für die Scherben zu erreichen. Als dies geschehen war musste ich nur noch die Kästen mit Gips auffühlen.
Nun kamen die ganzen Platten an die Reihe. Da diese aber, wenigstens zum Teil, weniger hoch waren als die mit Gips befestigten, schraubte ich, wo es notwendig war, Holzbretter auf den Rahmenboden, um den Höhenunterschied auszugleichen. Auf diesen Brettern befestigte ich schließlich die Tonplatten.
Zu guter letzt mussten nun noch die Photos angebracht werden. Dazu schnitt ich mir Styroporplatten zurecht, die die Photos erhöhen sollten, um deren Wirkung zu steigern und sie den Tonplatten ähnlicher zu machen. Am Ende klebte ich die Photos auf die Styroporplatten und beides in den Rahmen. So entstand am Ende, trotz aller Probleme doch noch ein recht ansehnliches und interessantes Kunstwerk.
(stimmt! anm. der redaktion)


 
 
 
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